Der 22. Oktober ist der Welttag des Stotterns (International Stuttering Awareness Day). Auch in Deutschland wird dieser Tag genutzt, um mit Aktionen Aufmerksamkeit für die Herausforderungen der Betroffenen und Fakten rund um das Stottern aufzuklären. intermedix unterstützt das Institut der Kasseler Stottertherapie mit verschiedenen Kommunikationsmaßnahmen in den Arztinformationssystemen der CompuGroup Medical und der Praxiswelt, um insbesondere Ärzte für das Thema zu sensibilisieren.
intermedix hat Herrn Dr. Alexander Wolff von Gudenberg, den Gründer des Instituts, zu aktuellen Themen und Herausforderungen gesprochen.
Herr Dr. von Gudenberg, heute ist der Welttag des Stotterns. Warum ist es so wichtig auf das Thema aufmerksam zu machen? Was gibt es hier Neues zu berichten?
Stottern ist eine Sprechstörung, welche durch Unterbrechungen im Redefluss, in Form von Wiederholungen, Dehnungen und Blockierungen, gekennzeichnet ist. Rund 1% der Bevölkerung ist vom Stottern betroffen. Stottern ist eine massiv unterschätzte Krankheit. Über die Ursachen, das Krankheitsbild und Therapieansätze herrschen heute noch große Informationsdefizite in der Gesellschaft. Betroffene werden mit Diskriminierungen, Hänseleien und Ausgrenzungen konfrontiert. Selbst bei Ärzten erkennen wir immer wieder einen Mangel an Wissen.
Dabei gibt es mittlerweile viele innovative und nachgewiesen wirksame Therapieansätze. Wir entwickeln beispielsweise digitale Therapiemethoden, wie computergestütztes Sprechtraining oder Online-Therapien, die insbesondere die unverzichtbare Nachsorge der ambulanten Therapie unterstützen.
Sie versuchen mit verschiedenen Kampagnen insbesondere Ärzte zu informieren und aufzuklären. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie dabei?
Die größte Herausforderung ist es, Ärzte mit dem Thema Stottern zu erreichen. Das liegt zum einen am Thema selbst, das Ärzte häufig nicht besonders spannend finden. Zum anderen werden die Kollegen nicht jeden Tag mit Stottern konfrontiert und es ist schwer die Aufmerksamkeit zwischen all den anderen Themen für uns zu gewinnen, vor allem bei einer so großen Anzahl an Ärzten.
Als kleines Institut fehlte uns bisher der systematische Zugang zu Ärzten. Natürlich haben wir in Ärztezeitschriften versucht das Thema erfolgreich zu platzieren. Wir versuchen dabei nicht nur über die Therapie selbst zu informieren, sondern auch über die Übernahme der Kosten durch alle Krankenkassen und die Diagnostik selbst. Und aus ärztlicher Sicht belastet die Empfehlung unserer erfolgreichen Therapie das Budget des Arztes überhaupt nicht.
Unser Sprechrestrukturierungsansatz wird in den medizinischen S3 Leitlinien ausdrücklich empfohlen und unsere Erfolgsquoten liegen ungefähr bei 75 Prozent stark verbesserte Sprechflüssigkeit nach drei Jahren. Das sind Informationen, die Ärzte benötigen, wenn ein stotternder Patient vor ihnen sitzt.
Ein Element Ihrer Kampagne ist die Kommunikation im Arztinformationssystem. Warum ist dieser Kanal für Sie besonders geeignet bzw. warum haben Sie sich dafür entschieden?
Wir sind auf die Kommunikationslösungen von intermedix aufmerksam geworden, weil wir nach einer Möglichkeit gesucht haben, zielgerichtet einer großen Anzahl von Ärzten unsere Informationen zur Verfügung zu stellen. Und zwar genau dann, wenn sie sich auch mit dem Thema Stottern beschäftigen. Fachartikel sind wichtig und sehr informativ, werden aber nicht immer gelesen und in Erinnerung behalten. Eine Botschaft während der Diagnose und die Empfehlung ist für uns jedoch von großer Relevanz. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit und Unterstützung von intermedix.
Welche Ziele haben Sie sich mit der Stottertherapie für die kommenden Jahre gesetzt?
Wir wollen vor allem die Digitalisierung weiter voranbringen. Dank des neuen Digitalen Versorgungsgesetzes, das z.B. eine App aufs Rezept ermöglicht, eröffnen sich uns neue Möglichkeiten.
Wir sehen bereits in den USA wie erfolgreich cloudbasiertes Lernen im Bereich des Stotterns sein kann und wollen das natürlich gern auch hier in Deutschland weiter vorantreiben. Dabei geht es uns um eine systematische Zusammenarbeit zwischen Logopäden, Sprachtherapeuten, Ärzten und Patienten, die ihre Übungen zuhause digital gestützt fortführen und dank App Erfolge und Fortschritte dokumentieren. Und natürlich wünschen wir uns eine noch engere Zusammenarbeit mit den Ärzten und Therapeuten, denn sie sind diejenigen, die einen betroffenen Patienten in der Regel zuerst sehen und mit über den weiteren Weg entscheiden.
Das Institut der Kasseler Stottertherapie wurde 1996 von Dr. Alexander Wolff von Gudenberg gegründet und begleitet seither stotternde Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf ihrem Weg zu einem flüssigeren Sprechen. Die Therapie (auch die Online-Therapie) wird per Selektivertrag von allen Krankenkassen bezahlt und das Heilmittelbudget der Ärzte wird nicht belastet. Es genügt eine Information an das Institut. Die Diagnostik wird bei einem Informations- und Diagnostiktag durch die Begutachtung einer unabhängigen Fachärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie erstellt. Mit einem formlosen Antrag reicht dies für die Kostenübernahme durch die Krankenkassen.
Weiter Informationen über das Institut der Kasseler Stottertherapie